In Kiew findet heute eine internationale Geberkonferenz für die Finanzierung der Sicherheitsmaßnahmen am havarierten Atomkraftwerk Tschernobyl statt. Dazu erklärt Rebecca Harms, Fraktionsvorsitzende der Grünen/EFA im Europäischen Parlament:
Der geplante Bau des zweiten Super-Sarkophages über dem havarierten Block 4 des Atomkraftwerkes Tschernobyl darf nicht zur weiteren Verschleppung anderer dringend notwendiger Maßnahmen am AKW und in der Umgebung führen.
Es ist bedrohlich, dass die Brennelemente aus den stillgelegten Reaktoren bis heute nicht entladen sind. Es ist beunruhigend, wie schleppend auch europäische Atombaukonzerne ihre einzelnen Projekte für die Entsorgung fertig stellen. Die Bilanz der Aufräumarbeiten 25 Jahre nach der Explosion von Tschernobyl ist geprägt von Pfusch, Pleiten und Intransparenz.
Vor der Entscheidung zum Bau des Super-Sarkophages sollte im Rahmen einer aktualisierten, umfassenden Risikoanalyse nachvollziehbar dargelegt werden, wie viel Kernbrennstoff noch im havarierten Block 4 vorhanden ist. Die Teilnehmer der internationalen Geberkonferenz sollten sich nicht für Spenden und den geplanten Sarkophag der Superlative feiern. Sie sollten eine ehrliche Bilanz aller Schwierigkeiten und noch offenen Herausforderungen vorlegen. Das darf nicht nur die technische, sondern muss auch die menschliche Dimension mit einschließen.Und sie müssen dafür sorgen, dass eine überzeugende Planung für die weiteren unverzichtbaren Aufräumarbeiten vorgelegt wird.
Trotz der Beteiligung aller bedeutenden Firmen aus der Nuklearbranche aus West und Ost und des Einsatzes von Hunderttausenden von Menschen dauern die Aufräumarbeiten in Tschernobyl ein Vierteljahrhundert nach dem Atomunfall immer noch an. 25 Jahre nach Tschernobyl geht es nicht um Erfolge, sondern um das andauernde Scheitern des Menschen beim Kampf gegen die folgen eines Super-GAUs.