(Politische) Heimat - das Wendland
Wer aus dem Rest Niedersachsens ins Wendland will, muss immer durch
einen tiefen Wald. Das war bewußtseinsprägend - für die Vorstellung
vom Wendland, aber auch für das Selbstbild im Wendland: ein
abgelegener Landstrich, zurückgeblieben, hinterm Walde eben.
Die
Bewohner dieser Gegend haben sich selbst lange so gesehen.
Wendländer zum Bespiel wollte niemand sein. Das Wort gab es nur für die
Mitglieder des Heimatkundevereins. Es stand für Ärmlichkeit und
Zurückgebliebensein. Erst die Gegner der Atomanlagen in Gorleben machten
daraus einen positiven Regionalbezug.
Heute ändern Kommunen wie
Lüchow ihren offiziellen Namen und fügen ein „(Wendland)" an. Aus der
Beschreibung eines Mangels wurde ein Markenzeichen.
Dieser Wechsel steht exemplarisch für das, was sich in der Region in den vergangenen Jahrzehnten vollzog.
Dass es im Wendland für Naturschützer viel zu sehen gibt, war auch
vorher schon bekannt. Dass das Elbetal eine der letzten
Flusslandschaften Europas ohne Beton ist, passt in das Bild einer
naturnahen Region. Dass es hier mehr Land gibt und weniger Einwohner als
anderswo, gehörte bereits zum Vor-Gorleben-Image des Wendlandes.
Weniger bekannt ist, dass das Elbetal zu den 18 deutschen
Modellregionen für die Agrarwende gehört. Und Vorreiter bei der
Energiewende ist. Sie gehört zu den 100 europäischen Vorzeigeregionen
für die Nutzung erneuerbarer Energiequellen. Innerhalb von drei Jahren
kann der gesamte Stromverbrauch aus eigenen Quellen stammen . Die
Planungen sind fertig. Die Anlagen dazu zum Teil bereits im Bau. Dass
hier, zwischen Neuer Musik in Schreyahn, und Skulpturen in der
Flussniederung, eine „Kulturregion" zu entdecken ist. Und dass hier der
Anteil von Biobauern unter den Landwirten größer ist als an jedem
anderen Ort in Norddeutschland.
Aus dem konservativen „Wendland" wurde eine „Wende-Region". Wegen Gorleben, mit Gorleben und trotz Gorleben.
und hier sind
Neuigkeiten und Geschichten aus dem Wendland zu finden.