Anlässlich der erneuten Debatte über das Gorleben-Moratorium erklärt die Lüchow-Dannenberger EU-Abgeordnete und stellvertretende Fraktionsvorsitzende der Grünen im Europaparlament Rebecca Harms:
"Aktuell gibt es gar keinen Anlass das Gorleben Moratorium oder dessen Verlängerung, die im nächsten Jahr fällig wird, in Frage zu stellen. An den Hintergründen, die vor fast zehn Jahren zum Untersuchungsstopp geführt haben, hat sich nichts Wesentliches geändert. Die Standortentscheidung wurde ohne Auswahlverfahren, ohne systematischen Sicherheitsvergleich und ohne die Beteiligung der Bevölkerung durchgeführt. Dies sind jedoch die Voraussetzungen für eine verantwortungsbewusste und sicherheitsorientierte Endlagerentscheidung in der Zukunft. Um einen Sicherheitsvergleich zu ermöglichen müssen zunächst andere mögliche Standorte bis zu einem Grad untersucht werden, der mit Gorleben vergleichbar ist. Nichts davon ist jedoch seit Beginn des Moratoriums geschehen. Die Rechnung von Herrn Kleemann (Bundesamt für Strahlenschutz), dass man in den nächsten zwei Jahren ausreichend Informationen an Alternativstandorten gesammelt haben werde, um entscheiden zu können, dass keiner dieser Standorte besser geeignet wäre als Gorleben, kann kaum aufgehen. Gorleben wurde 4 Jahre lang übertägig und 14 Jahre untertägig untersucht. Ich halte es für unseriös, wenn man nun behauptet eine vergleichbare Datenlage für weitere Standorte innerhalb von 2 Jahren schaffen zu können, wenn diese Standorte bislang noch nicht einmal identifiziert wurden.
Die Standortentscheidung Gorleben ist heute mehr denn je in Frage gestellt durch die katastrophalen Entwicklungen im Forschungsbergwerk Asse. Detaillierte Informationen über die wissenschaftliche Bewertung der Laugenzuflüsse im Versuchsendlager Asse und im Erkundungsbergwerk Gorleben müssen zugänglich gemacht werden. Die Liste der Experten und Wissenschaftler, die für die Bewertung der Laugenzuflüsse an beiden Standorten zuständig waren und sind, muss veröffentlicht werden. Außerdem muss geklärt werden, ob man sich in Gorleben in Sachen Laugen auf dieselben Fachleute stützt wie in der Asse. Der Vorschlag, die Laugenprobleme zu vergleichen, wurde bereits 1998 vom Bundesministerium, für Wissenschaft und Forschung gemacht. Die heute verantwortlichen Ämter und Ministerien (Bundesumweltministerium, Bundesamt für Strahlenschutz, Niedersächsisches Ministerium für Umwelt und Klimaschutz) müssen erklären, ob dieser Vorschlag umgesetzt wurde und wenn nein warum nicht."
Brief an den niedersächsischen Umweltminister Sander (Download)