AKW-Stresstest
Die durchgesickerten Informationen über beunruhigende Ergebnisse der europäischen Stresstests für Atomkraftwerke sind für die Fraktionsvorsitzende der Grünen im Europäischen Parlament, Rebecca Harms, keine große Überraschung. Anlässlich der bevorstehenden Vorstellung des Berichtes durch Energiekommissar Oettinger erklärt die Atomexpertin:
"Die Prüfungen, die im Rahmen der Stresstests durchgeführt worden sind, waren nicht umfassend. Die Tests klammerten viele sicherheitsrelevante Bereiche, wie Risiken durch alternde Technik, überholtes Design, menschliches Versagen oder Terrorismus aus. Außen vorgelassen wurde auch die Erfahrung mit dem unerwarteten Katastrophenszenario in Fukushima. Zudem wurden nur wenige Reaktoren besucht, die dann auch nicht gründlich inspiziert wurden. Tausende von Rissen im Stahl belgischer Reaktoren wurden nicht im Rahmen der Stresstests entdeckt.
Der EU-Kommissar steht nun vor der Herausforderung, zumindest die identifizierten Sicherheitsmängel sofort abzustellen. Die Kosten dafür liegen laut Stresstest-Bericht bei 10 - 25 Milliarden Euro. Für viele Anlagen werden sich die Investitionen in verbesserte Sicherheit nur dann lohnen, wenn die Reaktoren noch möglichst lange am Netz bleiben. Die Stresstests dürfen aber von der EU-Kommission nicht als Gütesiegel für alte riskante Atomkraftwerke missbraucht werden und im schlimmsten Fall noch eine Laufzeitverlängerung rechtfertigen. Diese Befürchtung muss von Günther Oettinger widerlegt werden. Ein Schritt zu mehr Glaubwürdigkeit wäre, endlich die sofortige Abschaltung für die AKW zu empfehlen, die nach den Stresstests am schlechtesten abschneiden.
Es darf nie vergessen werden, wie unvollständig die Tests sind. Selbst nach Behebung der Mängel wäre es daher weiterhin großer politischer Leichtsinn zu behaupten, dass Atomkraftwerke in der EU sicher sind.“