Erhöhte Strahlenwerte in Gorleben:
In der Berichterstattung über die hohen Strahlungswerte am Zwischenlager in Gorleben tauchen immer wieder irreführende oder falsche Aussagen des NMU auf. In mehreren Medien (1) wird das niedersächsische Umweltministerium mit der Aussage zitiert, dass die Grenzwerte für das Zwischenlager Gorleben deutlich schärfer seien als für andere deutsche Atomanlagen an vergleichbarer Stelle. Dort gelte in der Regel ein Jahresgrenzwert von 1,0 statt wie in Gorleben von 0,3 Millisievert.
Rebecca Harms, Vorsitzenden der Grünen/EFA im Europäischen Parlament, die in der Nähe von Gorleben zuhause ist, kritisiert:
"Hier werden zur Verharmlosung Äpfel mit Birnen verglichen. Der Jahresgrenzwert von 1 mSv/a ist aus der Strahlenschutzverordnung (2) und gilt generell für die Bevölkerung. Dieser Wert darf aber nicht annähernd ausgeschöpft werden (3). Die genannten 0,3 mSv/a sind dagegen ein aus Sicherheitsgründen in der Genehmigung des Transportbehälterlagers Gorleben festgelegter Wert, der höchstens erreicht werden darf.
Außerdem ist die Aussage des Ministeriums grob irreführend. Zum Beispiel soll die Strahlenbelastung laut der Genehmigung des Zwischenlagers Grohnde am Zaun bei voller Belegung ca. 15 mal geringer sein als die nun in Gorleben bei einer Belegung zu 1/4 wahrscheinlich zu erwartenden 0,3 mSv/a.
Es werden vom NMU auch Unwahrheiten verbreitet. In der Sendung NDR aktuell (4) sagte die Sprecherin des Umweltministeriums: "... natürlich wird innerhalb der Halle die Luft online gemessen, sowohl vom Betreiber als auch von uns als Aufsichtsbehörde". Das entspricht nicht den Tatsachen. Erstens wird lediglich der Druck im Zwischenraum der zwei Verschlussdeckel der Behälter überwacht und daraus rückgeschlossen, dass keine Radioaktivität freigesetzt wird. Dies hat aber sowieso nichts mit erhöhter Neutronenstrahlung zu tun. Zweitens misst im Normalbetrieb ausschließlich der Betreiber in der Halle. Die Behörde misst hier weder die Luftradioaktivität noch andere Parameter.
Es ist offenkundig, dass das Umweltminister Sander entweder überfordert oder unwillig ist, die Bürger über die Probleme in Gorleben korrekt und zeitnah zu informieren. Ohne die Recherche des NDR wüssten wir bis heute wohl nichts.“
TERMINHINWEIS: Rebecca Harms wird heute um 13 Uhr an der Demonstration am Zwischenlager Gorleben teilnehmen. Morgen wird Frau Harms um 11 Uhr den Betreiber des Zwischenlagers zu einem Informationsgespräch treffen.
Anmerkungen:
1) z.B. Stern.de, 26.08.2011, 13:43 Uhr
2) § 46 StrlSchV
3) aufgrund von § 6 StrlSchV
4) am 26.08.2011 um 14 Uhr