Rebecca Harms

Mitglied des Europäischen Parlaments in der Grünen/EFA Fraktion 2004-2019

#atom    09 | 05 | 2007
Pressemitteilung

"Restrisiko" - Grüne stellen neue Studie zu AKW-Unfällen seit Tschernobyl vor

Die Grünen im Europäischen Parlament stellten heute in Brüssel eine neue Studie über Unfälle in Atomkraftwerken seit Tschernobyl 1986 vor (1). Anlass dafür war auch die heutige Debatte im Europäischen Parlament über 50 Jahre Euratom-Vertrag (2). Dazu erklärte Rebecca Harms, stellvertretende Vorsitzende der Fraktion Die Grünen/EFA und Auftraggeberin der Studie:
 
"Die Auseinandersetzung um die Nutzung der Atomenergie geht in eine neue Runde, die Atomlobby preist die Atomkraft als goldene Lösung für den Kampf gegen den Klimawandel. Manche Klimastrategen der UNO geben genau wie Teile der EU-Kommission und des Europäischen Parlaments der Atomlobby Recht. Doch dem Risiko der Erderwärmung darf nicht mit einer Ausweitung des atomaren Risikos begegnet werden. Atomkraft bleibt eine Hochrisikotechnologie, deren Risiken von uns allen verdrängt werden. Dass es seit Tschernobyl und Three Mile Island keine Unfälle mit Kernschmelze mehr gab, heißt nicht, dass es nicht wieder geschehen wird. Jahr für Jahr gibt es Hunderte von Vorkommnissen, Ereignissen, Zwischenfällen und Störfällen in Atomanlagen weltweit.
 
Im letzten Sommer wurden wir aufgerüttelt durch Meldungen über das Atomkraftwerk Forsmark. Wahrscheinlich trennten nur Minuten die Schweden und uns von einem Unfall wie im ukrainischen Tschernobyl. Forsmark war für mich der Auslöser, das Projekt "Restrisiko" in Auftrag zu geben. Kollektive Verdrängung von Risiken ist auch Ergebnis von wenig oder falscher oder lückenhafter Information. Mit der Veröffentlichung von "Restrisiko" soll das Bewusstsein für das Risiko Atomkraft geschärft werden."
 
Monica Frassoni, Ko-Vorsitzende der Fraktion Die Grünen/EFA erklärte:
"Es ist wichtig die Öffentlichkeit auf die Risiken der Atomtechnologie aufmerksam zu machen. Anlass für besondere Besorgnis geben die Pläne des italienischen Energiekonzerns ENEL, in den neuen EU-Mitgliedsstaaten Atomkraftwerke zu bauen. Den Bürgern Italien wird weisgemacht man investiere dort in höchste Sicherheitsstandards. Am Standort Mochovce kommt aber die Wahrheit ans Licht. Hier versucht ENEL Reaktoren zu bauen, deren Design noch aus der Zeit der Sowjetunion stammt. Und die Genehmigung, die ENEL heute nutzen will, datiert noch aus dem Jahr 1986, dem Tschernobyl-Jahr.
 
Mycle Schneider, Koordinator der Studie, erklärte:
"Während der letzten 20 Jahre hat die Welt mit der Illusion gelebt, die atomare Sicherheit sei beherrschbar. In Wirklichkeit ereignen sich jeden Tag sich zahllose Zwischenfälle in den AKWs und seit Tschernobyl standen wir schon mehr als einmal knapp vor einer Katastrophe. Die INES-Skala (3) der Internationalen Atomenergieorganisation ist irreführend, weil sie nur die radiologischen Folgen wertet und damit das Gefahrenpotential erst berücksichtigt, wenn es zu spät ist."
 
Anmerkungen:
1) Die Restrisiko-Studie wurde von sieben hochkarätigen unabhängigen Experten von der Union of Concerned Scientists (USA), dem Öko-Institut (D), dem Institut für Risikoforschung (A) erstellt und von Mycle Schneider (F) koordiniert. Den vollständigen Text finden Sie auf http://www.greens-efa.org/cms/topics/dokbin/181/181995.residual_risk@en.pdf
2) Der Bericht Maldeikis "Bewertung von Euratom - 50 Jahre europäische Atomenergiepolitik " wird Mittwochabend (9.Mai) im Plenum diskutiert und am Donnerstag abgestimmt.
3) International Nuclear Event Scale der Internationalen Atomenergie Organisation (IAEO) in Wien
 
Press Clippings
Artikel im Wallstreet Journal


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