Gestern Abend hörte der Untersuchungsausschuss des Europaparlaments zum Dieselskandal die Industriekommissarin Elzbieta Bienkowska und den Umweltkommissar Karmenu Vella an.
 Rebecca Harms  , Vorsitzende der Grüne/EFA-Fraktion im Europaparlament und Mitglied des Untersuchungsausschusses kommentiert die Anhörung:  
 
 "Kommissarin Bienkowska hat sich in der Anhörung  
offensichtlich den lange angestauten Frust von der Seele geredet. Sie  
vermisst Transparenz und Kooperation von Seiten der Mitgliedsstaaten bei
  der Aufarbeitung des Dieselskandals und kündigte  
Vertragsverletzungsverfahren an. Spannend ist die Frage, welche Länder  
es treffen wird. Kein Mitgliedsstaat hat fristgerecht Strafen  
eingeführt, um Betrug bei den Emissionsmessungen zu verhindern. Selbst  
jetzt, da das ungeheure Ausmaß des Skandals bekannt ist, scheint in  
vielen Mitgliedsstaaten der Schutz der Autohersteller wichtiger zu sein 
 als der Gesundheitsschutz.
Bienkowska ging auch mit der  EU-Kommission ins Gericht, die bis zum 
Ausbruch des Dieselskandals die  dringend notwendigen Verbesserungen der
 Testverfahren auf die lange Bank  geschoben hatte. Jetzt wird sich die 
Kommissarin auch an ihren Worten  messen lassen müssen. Denn bislang hat
 die Kommission nur widerstrebend  mit dem Untersuchungsausschuss 
zusammengearbeitet und wichtige Dokumente  langsam oder nur teilweise 
zur Verfügung gestellt. Wir brauchen mehr  Transparenz auf Seiten der 
Mitgliedsstaaten, doch auch die Kommission  und Bienkowska müssen noch 
liefern." 
 In  dieser Woche wird im Plenum über den 
Zwischenbericht des  Untersuchungsausschusses abgestimmt, der von den 
beiden  Berichterstattern (Pablo Zalba Bidegain, EPP und Gerben-Jan 
Gerbrandy,  ALDE) vorgelegt wurde. Im Ausschuss wurde der Bericht ohne 
Gegenstimmen  angenommen. Der Bericht enthält noch keine inhaltlichen  
Schlussfolgerungen aus den vergangenen Anhörungen, sondern beschreibt  
die Arbeitsweise und enthält das Untersuchungsmandat des Ausschusses. In
  der Debatte am Dienstag werden die Abgeordneten die Kommissarin  
Bienkowska  zu einer besseren Zusammenarbeit mit dem Ausschuss aufrufen,
  da die Kommission Dokumente bislang nur sehr langsam oder nicht  
vollständig zur Verfügung stellt, was die Arbeit des Ausschusses  
erschwert. 
 
In dieser Woche ist außerdem eine weitere Anhörung  geplant. Am 
Donnerstag 15. September (10.00-12.00) wird der Ausschuss in  einer 
weiteren Sitzung in Straßburg zwei Vertreter des  Automobilzulieferers 
Bosch anhören (Dr. Michael Krüger, Chefentwickler  für Dieseltechnologie
 und Dr. Peter Biesenbach, Leiter der  Zentralabteilung 
Außenangelegenheiten, Regierungs- und  Politikbeziehungen).
Insbesondere nach der Aufdeckung der Verwicklung  des Zulieferers in die
 Affäre um illegale Abschalteinrichtungen bei VW  verspricht dies eine 
interessante Anhörung zu werden.
 
Am Montag  26. September (15.00-18.30 in Brüssel) wird der Ausschuss 
Vertreter der  US Amerikanischen Umweltbehörde EPA anhören (Christopher 
Grundler,  Leiter des Büros für Transport und Luftqualität und Jim 
Blubaugh, Leiter  der internationalen Abteilung des Büros für Transport 
und  Luftqualität). Bei dieser Anhörung wird es die Abgeordneten  
interessieren, was dazu geführt hat, dass die Amerikanische Behörde  
eingehende Untersuchungen durchführte, die vor einem Jahr zur Aufdeckung
  des Dieselskandals führten bzw. welche Unterschiede zur europäischen  
Situation bestanden, wo die erhöhten Emissionswerte ebenfalls bekannt  
waren, aber keine weiteren Untersuchungen eingeleitet wurden.    
 
        