Rebecca Harms

Mitglied des Europäischen Parlaments in der Grünen/EFA Fraktion 2004-2019

#klima    18 | 12 | 2009
Blog

Die letzten Meter im Verhandlungsmarathon

Nun ist er also da - Obama ist in Kopenhagen angekommen. In der aktuell festgefahren scheinenden Verhandlungssituation hofften  viele auf eine erlösende Nachricht des mächtigsten Mannes der Welt, um die Türen für einen erfolgreichen Verhandlungsabschluss zu öffnen.


In seiner Rede an diesem Vormittag brachte Obama jedoch keine überraschenden neuen Botschaften auf den Tisch. Er bestätigte das Ziel die Emissionen der USA bis 2020 um 17% im Vergleich zu 2005 zu senken und bekräftigte die Ankündigung von Hillary Clinton, dass 2020 100 Milliarden Dollar jährlich von Industrienationen an Entwicklungsländer fließen sollen. Während er diese Ziele als quasi in Stein gemeißelt darstellte, forderte er alle Nationen auf, nun Beweglichkeit zu zeigen, um der internationalen Gefahr des Klimawandels gemeinsam entgegenzutreten. "Time for talk is over" sagte er. Na dann mal los.

Denn viel ist noch zu tun. Ein politisches Papier, das aus den Verhandlungen der letzten Nacht durchgesickert ist,  gibt wenig Hoffnung auf ein ambitioniertes Abkommen hier in Kopenhagen. Auf das 2 Grad Ziel wird verwiesen, es werden jedoch nur gemeinsame und keine individuellen Emissionsminderungsziele erwähnt. Zahlen für kurzfristige Klimafinanzierung in Entwicklungsländern (30 Mrd 2010-2012) und für langfristige Finanzierung (100 Mrd jährlich ab 2020) werden genannt - allerdings ist auch hier nicht geklärt, wer was aus welchen Quellen finanzieren wird.


Ein Papier aus dem UNFCCC Sekreteriat, das gestern durchsickerte, rechnet vor, dass das 2 Grad Ziel mit den vorliegenden Reduktionsverpflichtungen  nicht zu erreichen ist. Vielmehr sei von einer Temperaturerhöhung um 3 Grad auszugehen. Dabei gehen die Autoren von sehr optimistischen Annahmen aus und kalkulieren die Schlupflöcher, die durch die Verwendung überzähliger Emissionsrechte und der kreativen Berechnung zukünftiger Waldemissionen ausgehen und die zurzeit auch noch von einigen EU Staaten gefordert werden, nicht mit ein. Realistischer ist nach den aktuellen Informationen also sogar ein noch drastischerer Temperaturanstieg.

Die Hoffnungen auf einen Durchbruch schwinden von Stunde zu Stunde. Die USA bleibt bei ihren unzureichenden Zusagen, auch China möchte sich intrnational nicht verpflichten und die Gerüchte, dass die EU ihr 30% Ziel entweder mit Kalkulationstricks anstatt mit zusätzlichen Anstrengungen erreichen möchte oder gar vollständig von diesem Ziel abrücken will mehren sich.

Es bleiben nur noch wenige Stunden, um Kopenhagen noch etwas zu erreichen. Obama hat schon recht - die Zeit des Redens ist vorbei, jetzt muss gehandelt werden. Vielleicht sollte er den Anfang machen.

 

Mehr zu meiner Position, Termine, Links und Hintergrundmaterial finden Sie in meinem Themenspecial Klimakonferenz in Kopenhagen.

 

Aktuelle Videos, Blogs und noch viel mehr zur Weltklimakonferenz in Kopenhagen sind unter www.stopclimatechange.net abrufbar.

 

Mein Tipp: Finden Sie heraus, was die Positionen der EU-Staats-und Regierungschefs wirklich bedeuten mit den neuesten Updates unseres „Klimazirkus".


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