Der Betreiber des Atomkraftwerkes Oskarshamn in Schweden hat bestätigt, dass Spuren eines hochexplosiven Stoffes an der Tasche eines Arbeiters gefunden wurden und die Polizei die Ermittlungen aufgenommen habe. Das gefundene Material wurde als TATP (Triacetontriperoxid) identifiziert. Dieses ist nicht öffentlich erhältlich und wurde beispielsweise bei den Terroranschlägen 2005 in London verwendet. Entdeckt wurden die Spuren dieser Substanz bei einer routinemäßigen, zufälligen Kontrolle am Eingang des Atomkraftwerkes, das von OKG betrieben wird - einem Tochterunternehmen des deutschen Energieriesen E.ON.
Während der Betreiber versucht den Vorfall herunterzuspielen - "es besteht keine Gefahr und es hat nie eine bestanden" - berichten internationale Presseagenturen, dass die Ermittler "belastendes Material" im Haus eines verdächtigen Mannes gefunden haben.
Man muss kein Experte sein, um zu verstehen, dass die Bedrohung durch Insider eine der größten Herausforderung für die Sicherheit atomarer Anlagen darstellt. Gerade eine mögliche Zusammenarbeit von internen und externen Personen, die einen Angriff, Sabotage oder Beschädigungen planen, ist der Alptraum aller Betreiber von nuklearen Einrichtungen.
Faktisch können die Betreiber nicht einmal die Minimalstandards einhalten, die vorgesehen sind, um die Sicherheit zu garantieren: Im französischen Kraftwerk Flamanville, wo zwei Reaktoren in Betrieb sind und ein dritter im Bau befindlich ist, haben Inspektoren im Dezember vergangenen Jahres einen Kranführer entdeckt, dessen Zugangsausweis seit über einem Monat abgelaufen war.
Rebecca Harms, Vize-Präsidentin der Grünen/EFA-Fraktion im Europäischen Parlament, erklärt dazu:
"Das ist ein Alarmsignal dafür, dass die Sicherung gegen eine mögliche Gefahr durch Insider sträflich vernachlässigt wurde, obwohl sie unter Sicherheitsaspekten hochrelevant ist. Wir fordern die Europäische Kommission auf, unverzüglich eine Untersuchung der Umstände des Zwischenfalls in Oskarshamn vorzunehmen, und dabei auch zu prüfen, ob in den anderen Kraftwerken in der EU ähnliche Gefährdungen eintreten könnten. Die Ergebnisse dieser Untersuchung müssen dann auch der Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden.
Heute und morgen findet in Prag eine hochrangig besetzte Propagandaveranstaltung der Kommission statt. Dort sollte man das Alarmsignal aus Schweden nicht auf die leichte Schulter nehmen; das nächste Mal könnte es zu spät sein."
Rede on Rebecca Harms auf dem "European Nuclear Energy Forum" der Europäischen Kommission heute Nachmittag in Prag