Rede von Rebecca Harms am 22. Oktober 2007 im Europäischen Parlament in Straßburg:
Rebecca Harms, im Namen der Verts/ALE-Fraktion . – Herr Präsident, Herr Kommissar, Herr Kollege Reul! Da es ja schon fast angekündigt worden ist, dass die Grünen mit dem Bericht nicht einverstanden sind, will ich mich auf die Punkte konzentrieren, die mich am meisten gestört haben. Es wird auch durch unsere Änderungsanträge abgebildet.
Jegliches kritische Reflektieren über die Atomenergie war im Zusammenhang mit dieser Berichtserstellung nicht möglich. Alle Probleme, die es in Europa mit dem Niedergang der Sicherheitskultur in Atomkraftwerken gibt, waren kein Thema, obwohl Vattenfall da gerade ein großes negatives Beispiel in Deutschland abgeliefert hat. Die Schwierigkeiten, die Entsorgung zu finanzieren, – kein Thema. Schwierigkeiten dadurch, dass uns immer mehr Missbrauch nuklearen Materials zum Bau der Bombe oder möglicherweise auch für Terrorismus droht, – kein Thema.
Aber eines, Herr Kollege Reul, das möchte ich Ihnen jetzt noch sagen, hat mich wirklich die Wände hochgejagt, und das sage ich auch, bevor wir uns in Bratislava treffen: Dass die italienische Firma ENEL in der Slowakei heute – im Jahre 2007 – den Plan verfolgt, ein Atomkraftwerk fertigzustellen, das vor Tschernobyl in der Sowjetunion entwickelt worden ist, das in der Tschechoslowakei Anfang der Achtziger Jahre in Bau gegangen ist, das jetzt zu zwei Dritteln fertiggestellt ist, dass ENEL das fertig bauen will, ohne dass es ein neues Genehmigungsverfahren gibt, ohne dass nach europäischen Standards geprüft wird – das ist ein Skandal!
Leute, die das Hohelied der Atomenergie singen, dürfen über diesen Skandal nicht länger hinweggehen.