Rebecca Harms

Mitglied des Europäischen Parlaments in der Grünen/EFA Fraktion 2004-2019

#atom    08 | 07 | 2008

Bedingungen für den Zugang zu den Erdgasfernleitungsnetzen - Erdgasbinnenmarkt - Europäischer Strategieplan für Energietechnologie

Rebecca Harms am 8. Juli 2008 im Europäischen Parlament in Straßburg:

 

Rebecca Harms (Verts/ALE ). – Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Aus Japan sind ja in den letzten Tagen Nachrichten zu uns herübergekommen, die den Berichterstatter, Herrn Buzek, sicher sehr gefreut haben. Da hieß es immer: Mein Land, Deutschland, sei ja international in Fragen der Atomenergienutzung völlig isoliert. Ich frage mich manchmal, wie so eine Berichterstattung sein kann und ob denn die Leute nicht wissen, wie wenig Länder auf der Welt überhaupt Atomenergie nutzen.

 

Wenn man es sich einmal genau anschaut: Es sind nur sechs Länder weltweit, in denen drei Viertel des gesamten Atomstroms, den es überhaupt auf der Welt gibt, produziert werden. Ein paar andere kommen noch dazu, die marginale Atomstromanteile haben. Das heißt, bisher spielt die Atomenergie auf der Welt überhaupt keine Rolle, sie spielt nur in einem Teil Europas eine Rolle und in Nordamerika eine große Rolle.

 

Ob sich das ändert oder nicht, darüber entscheidet vieles, unter anderem wie viel öffentliches Geld jetzt wieder in diese sterbende Branche gepumpt werden soll. Die USA, die in Hokkaido so glänzen, haben mit dem scheidenden Präsidenten Bush jetzt 18 Millionen Dollar als Bürgschaften verfügbar gemacht, um zwei bis drei Reaktorprojekte damit anzuschieben – die haben nämlich seit zwanzig Jahren nicht gebaut, die brauchen viel öffentliches Geld, um einen Markt künstlich zu schaffen.

 

Für Großbritannien sind 6 Milliarden Euro angekündigt worden. Soviel soll ein Reaktor dort kosten, wenn das deutsche Unternehmen E.ON ihn baut. Wenn man weiterschaut: Belene wird günstiger gebaut, der Staat will aber 600 Millionen Euro aus Brüssel haben, damit Belene verwirklicht wird.

 

Wir müssen uns wirklich entscheiden, ob wir in Zukunft öffentliches Geld in Zukunftstechnologien und neue Märkte stecken oder ob wir an der Technologie des letzten Jahrhunderts festhalten, die mit ungeheuer hohen Risiken verbunden ist. Ich plädiere für die Zukunft und gegen die Atomenergie, weil ich davon überzeugt bin, dass die Risiken dieser Technik nicht beherrschbar sind. Dass heute wieder ein Unfall aus dem ungarischen Atomkraftwerk Paks gemeldet worden ist, bekräftigt mich in meiner Auffassung. Ich danke für Ihre Aufmerksamkeit.


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