Rebecca Harms

Mitglied des Europäischen Parlaments in der Grünen/EFA Fraktion 2004-2019

#atom    02 | 12 | 2008
Pressemitteilung

Atomenergie in Frankreich: Neue Studie entlarvt die Mythen der französischen Atomindustrie

Eine von der Grünen/EFA Fraktion im Europaparlament in Auftrag gegebene und heute veröffentlichte Studie(1) entlarvt die triste Realität hinter dem Hochglanz-Image der französischen Atomindustrie. Behauptungen, Atomenergie sei gut für Klimaschutz und insbesondere Energieunabhängigkeit werden als Mythen aufgedeckt. Bei der Vorstellung der Studie sagte die Grünen-Abgeordnete und energiepolitische Sprecherin, Rebecca Harms:

 

"Frankreich wird als "Leuchtturm" der nuklearen Renaissance vermarktet mit seinem Star-Verkäufer Sarkozy an der Spitze, der auf der ganzen Welt Werbung für die französische Atomenergie betreibt. Diese Studie zeigt klar und deutlich auf, dass die Realität des atomaren Frankreichs nicht diesem Hype entspricht.

 

Trotz all seiner Behauptungen ist Frankreich nicht weniger abhängig vom Öl als seine Nachbarn. Es verbraucht mehr Öl als das nicht-nukleare Italien oder Deutschland und produziert zweimal so viel Energie aus Heizöl wie Großbritannien. Abgesehen von dieser Öl-Abhängigkeit kann Frankreich auch nicht behaupten, Atomenergie biete mehr "Energieunabhängigkeit", da es sein ganzes Uran importieren muss.

 

Atomenergie ist auch kein Wundermittel für Klimaschutz. Frankreichs CO2-Emissionen folgen dem europäischen Trend und haben seit den Achtziger Jahren sogar zugenommen.

 

Atomenergie ist keine saubere Energie. Electricité de France sitzt auf 12.000 t abgebranntem Plutonium and Frankreich verfügt nicht über die Voraussetzungen, damit umzugehen. Atomare Wiederaufbereitung ist höchst belastend für die Umwelt und Transport und Endlagerung von Plutonium beinhalten schwere Sicherheitsrisiken.

 

Für die Atomenergie sieht die Zukunft um keinen Deut besser aus. Neue EPR-Reaktoren (Europäische Druckwasserreaktoren) sollten ein neues Zeitalter einläuten, indessen legen mit exzessiven Kosten und gravierenden technischen Problemen kämpfende Projekte in Finnland und Frankreich nahe, sie besser nicht weiter zu verfolgen. Frankreich produziert noch nicht einmal genug qualifizierte Ingenieure, um mit der sogenannten nuklearen Renaissance Schritt halten zu können.

 

Politiker aus den USA wie auch Nordafrika wurden von Frankreichs "Reinwasch-Politik" seiner Atomindustrie eingewickelt, doch die meisten von uns sind nicht überzeugt. Ein weiterer Ausbau des Anteils der Atomenergie wird von vielen Europäern abgelehnt, sogar bei den Franzosen(2). Es ist an der Zeit, dass die französische Marketing-Maschinerie die Wahrheit sagt und die großen und potentiell gefährlichen Nachteile der Atomenergie akzeptiert."

 

(1) "Nuclear power in France - Beyond the myth"

 

 

Englische Originalversion:

http://www.greens-efa.org/cms/topics/dokbin/258/258614.beyond_the_myth@en.pdf

 

 

Deutsche Zusammenfassung:

http://www.greens-efa.org/cms/topics/dokbin/260/260358.jenseits_des_mythos_zusammenfassung@en.pdf

 

 

(2) Gallup Umfrage von April 2007, die in der Studie zitiert wird : 30 % der Bürger aus den EU-27 sind dafür, 61 % dagegen (Frankreich : jeweils 28 % und 59 %).


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