Zu den Äußerungen von Bundeskanzlerin Merkel, sie setze zur langfristigen Deckung des Energiebedarfs auf Kernfusion, erklärt Rebecca Harms, Fraktionsvorsitzende der Grünen/EFA im Europaparlament:
"Man kann gespannt sein auf das Energieszenario, das die Koalition im Herbst vorzulegen gedenkt. Bislang haben sowohl Angela Merkel als auch Umweltminister Röttgen lautstark beteuert, dass die Verlängerungen der Laufzeit der alten Atommeiler dazu dienen sollen, eine Brücke in das regenerative Zeitalter zu schlagen. Nach den Äußerungen der Kanzlerin vom Wochenende ist jedoch ziemlich unklar, wohin uns diese Brücke führen soll.
Die Kanzlerin ist nicht die Einzige, die beim Gedanken an Fusionstechnologie leuchtende Augen bekommt. Riesige Mengen Energie bei geringstem Rohstoffaufwand - das klingt aufregend! Seit etwa 60 Jahren hat diese Idee viele Wissenschaftler angezogen und Staaten dazu veranlasst Milliarden zu investieren. Der Erfolg ist bislang jedoch nicht messbar. Die einzigen Konstanten in diesem Prozess sind die ständig steigenden Kosten und die immer weiter in die Ferne rückende kommerzielle Nutzung dieser Technologie.
Kernfusion ist jedoch keineswegs so sauber und ungefährlich, wie die Fusionsenthusiasten behaupten. Sollte sie jemals kommerziell nutzbar sein, wären mit ihrer Nutzung Unfallrisiken, Proliferationsgefahr und absurd hohe Kosten verbunden. Dabei muss klar sein, dass es sich hier nicht nur um den harmlosen Traum einer Physikerin handelt. Wer auf Fusionstechnologie in der Zukunft setzt, wird heute nicht die Weichen für eine nachhaltige, saubere und intelligente Energiezukunft stellen."