Morgen wird in Caen der Prozess gegen französische Anti-Atom-Aktivisten stattfinden, die durch eine Blockadeaktion im Bahnhof von Caen den Castor-Transport nach Gorleben Anfang November mehrere Stunden lang aufgehalten hatten.
Rebecca Harms, Fraktionsvorsitzende der Grünen im Europäischen Parlament und selbst seit 1977 im Anti-Atom-Widerstand aktiv, bezeichnet die Klagen des französischen Atomkonzerns Areva und der
französischen Bahngesellschaft wegen angeblicher Imageschädigung als Farce und Aushöhlung der demokratischen Kultur Frankreichs. Friedlicher Widerstand und ziviler Ungehorsam gegen die Hochrisikotechnologie Atomkraft und damit auch gegen die Castortransporte seien legitim und dürften auch in Frankreich nicht kriminalisiert werden.
Harms appelliert an die französische Regierung und an die Justiz, die Verhältnismäßigkeit zwischen legitimem Protest und geforderten Strafen nicht aus den Augen zu verlieren, Atomkritiker dürften nicht einfach weggesperrt werden. Stattdessen müsse sich Frankreich endlich ehrlich damit auseinandersetzen, was mit dem eigenen Atommüll passieren solle und wie eine Zukunft der französischen Energieversorgung ohne Atomkraft
aussehen könne.
Harms fordert die unverzügliche Freilassung der Aktivisten, und zudem eine gründliche Untersuchung des Vorgehens der Polizei. Fünf Demonstranten waren bei der Entfernung von den Gleisen zum Teil schwer verletzt worden, bei einem Demonstranten wurden Verbrennungen bis auf die Knochen festgestellt. "Gerade eine Demokratie wie Frankreich mit solch einer traditionsreichen Protestkultur muss die Menschenrechte von Demonstranten sichern. Es ist inakzeptabel, dass Abseits der Öffentlichkeit Demonstranten schwer verletzt werden und und rechsstaatliche Prinzipien zugunsten fadenscheiniger Anschuldigungen wie 'Imageschäden' für die Industrie ausgehebelt werden."