Im Zuge der Diskussion über Klimaschutz beim Weltkongress der Global Greens in Sao Paulo, kritisierte Rebecca Harms, stellvertretende Fraktionsvorsitzende der Fraktion Die Grünen/EFA im Europäischen Parlament die Ankündigung von Umweltminister Sigmar Gabriel, Kanzlerin Angela Merkel werde bei ihrem bevorstehenden Brasilienbesuch einen Vertrag über umfangreiche Ethanollieferungen nach Deutschland abschließen:
„Mit seiner übereilten Zusage hat Umweltminister Sigmar Gabriel der Europäischen Union aber auch Brasilien einen Bärendienst erwiesen. Er unterläuft damit sämtliche Bemühungen für eine Neubewertung der Agrartreibstoffproduktion vor dem Hintergrund der akuten Welternährungskrise. Die EU diskutiert derzeit intensiv die Notwendigkeit eines Moratoriums für Agrarsprit. Brasilien hat unbestritten ein großes Potential für die Erzeugung von Lebensmitteln und nachwachsenden Rohstoffen, auch für den Export. Aber bei den derzeitigen Agrar-und Handelsstrukturen wird die verstärkte Nachfrage aus Europa unweigerlich zur Verschiebung der Prioritäten zulasten einer sicheren Lebensmittelversorgung führen.
Gabriel und die Bundesregierung heizen in Brasilien die Goldgräberstimmung der internationalen Agrarindustrie an. Sie tragen deshalb Mitverantwortung für die weitere Zerstörung einer bäuerlich-ökologischen Versorgung, die für die Ernährungssicherheit in Brasilien und der Welt wichtig sind. Wenn Gabriel behauptet, dieser Deal würde eine nachhaltige Produktion in Brasilien unterstützen ist das Augenwischerei. Die brasilianische Regierung ist nicht in der Lage über Zertifizierung sicherzustellen, dass der Raubbau in Amazonien aufgehalten und die Verschiebung der Erzeugungen von Zuckerohr, Soja und der Ausdehnung der Viehzucht in diese Region gestoppt wird. Zweifel an einer verlässlichen Kontrolle der Zertifizierung werden hier in Brasilien nicht bestritten.
Gabriels Ethanol-Deal ist eine Einladung die Energieverschwendung in Europa fortzusetzen. Es ist unverantwortlich, dass der Umweltminister davon ausgeht, dass wir einen ständig steigenden Energieverbrauch in Europa nicht vermeiden können. Wir dürfen Brasilien und anderen Schwellenländern nicht die Grundlagen einer nachhaltigen Entwicklung abgraben, indem wir an unserem überholten verschwenderischen Lebensstil und Energieverbrauch festhalten."