Rebecca Harms

Mitglied des Europäischen Parlaments in der Grünen/EFA Fraktion 2004-2019

#ruthenium106    27 | 11 | 2017
Pressemitteilung

Erhöhte Radioaktivität aus Russland: Behörden müssen für Aufklärung sorgen

Ende September/Anfang Oktober wurden an verschiedenen Messstellen in Europa erhöhte Ruthenium-106 Werte gemessen. Seitdem wird über die Herkunft der radioaktiven Kontamination spekuliert. Das französische Nuklearforschungsinstitut IRSN hatte anhand von Wetterdaten den südlichen Ural als wahrscheinlichen Ursprungsort berechnet. Das deckt sich mit den Angaben des russischen Wetterdienstes Rosigdromet, der im Dorf Argajash im Ural eine um das 986-fache erhöhte Strahlung gemessen hat. Dieser Ort befindet sich nur wenige Kilometer von der Atomanlage Mayak entfernt, wo unter anderem abgebrannte Brennelemente wieder aufgearbeitet werden. Experten vermuten, dass die Quelle der Kontamination eine Wiederaufarbeitungsanlage ist, da keine anderen Radionukleide nachgewiesen wurden, was bei einem Reaktorunfall der Fall wäre. Dennoch streitet die für Mayak zuständige Firma Rosatom ab, dass es zu einem Zwischenfall in einer ihrer Anlagen gekommen sei und beklagt sich über einen gegen Russland gerichteten Informationskrieg.

Bis heute wurde der internationalen Atomenergiebehörde kein meldepflichtiges Ereignis in einer Atomanlage gemeldet.
Die Forscher des IRSN gehen davon aus, dass bei einem vergleichbaren Ereignis in Frankreich in einem Umkreis von mehreren Kilometern hätte evakuiert werden müssen.

Rebecca Harms, atompolitische Sprecherin der Grünen/EFA-Fraktion im Europaparlament, fordert die europäischen und internationalen Behörden auf, für Aufklärung zu sorgen:

"Offensichtlich handelt es sich um einen relevanten atomaren Störfall. Wie gefährlich die Situation für die Menschen vor Ort tatsächlich ist und welche Maßnahmen ergriffen werden müssen, muss dringend geklärt werden. Deshalb fordere ich sowohl die Europäische Kommission als auch die internationale Atomenergiebehörde dazu auf, der Sache dringend auf den Grund zu gehen. Wir können nicht einfach wegschauen, schließlich landen auch nach wie vor noch abgebrannte Brennelemente aus EU-Mitgliedsstaaten in Mayak und europäische Atomunternehmen kooperieren mit den russischen Atomzentren.

Klar ist aber bereits, dass die Informationspolitik des russischen Atomunternehmens Rosatom höchst problematisch ist. Es ist nicht akzeptabel, dass westeuropäische Forschungszentren, russische Nichtregierungsorganisationen und im Exil lebende russische Wissenschaftler einzige Quellen zur Information über den Unfall sind. Auch im eigenen Interesse muss Rosatom seine Informationsblockade aufgeben und Angriffe gegen internationale Medien beenden. Denn wenn der russische Konzern gefährliche Vorgänge in den eigenen Anlagen vertuscht, wirft das noch mehr Zweifel auf seine Aktivitäten in EU-Mitgliedsstaaten, wie beim geplanten Reaktorneubau im ungarischen Paks und nahe der EU-Grenze in Belarus."

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