Rebecca Harms

Mitglied des Europäischen Parlaments in der Grünen/EFA Fraktion 2004-2019

#energie    12 | 11 | 2008
Pressemitteilung

EU Energiestrategie basiert auf falschen Annahmen

Heute hat die internationale Energiebehörde (IEA) ihren World Energy Outlook vorgestellt und morgen wird die EU Kommission ihre 2. strategische Begutachtung der EU-Energiepolitik vorlegen, die die Prioritäten der europäischen Energiepolitik für die nächsten Jahre beschreibt. Rebecca Harms, energiepolitische Sprecherin der Greens/EFA Fraktion im Europaparlament kommentiert die beiden Veröffentlichungen:


"Die IEA hat heute zum ersten Mal öffentlich eingeräumt, dass die Ölressourcen zurückgehen und der Ölpreis deutlich ansteigen wird. Die Endlichkeit der Ressource Öl kann nicht länger ignoriert werden. Zur gleichen Zeit jedoch bereitet die Kommission ein Strategiepapier vor, das der großen Herausforderung für unsere Gesellschaft, die mit der Verknappung von Öl verbunden ist, nicht gerecht wird.

Der Transportsektor ist für einen großen Teil des Ölverbrauchs in Europa verantwortlich und basiert fast ausschließlich auf Mineralöl. Dieser Bereich wird jedoch von der Kommission in ihrem Papier weitgehend ignoriert.

Auch die immer wieder als "Priorität der Prioritäten" beschriebene Energieeffizienz, die die günstigste Möglichkeit darstellt sowohl Energiesicherheit herzustellen als auch das Klima zu schützen, wird nur halbherzig behandelt. Die Ziele bis 2020 den Anteil Enreuerbarer Energien auf 20% zu erhöhen und die Energieeffizienz um 20% zu verbessern, sind in den zu Grunde liegenden Annahmen zum zukünftigen Energiebedarf nicht ausreichend berücksichtigt, während die zukunftige Bedeutung von Kohle und Atom deutlich überbewertet wird. Es ist skandalös, dass die Energiestrategie der Europäischen Kommission auf fehlerhaften Szenarien beruht. Dieses wichtige Papier, das den Rahmen für die zukünftigen EU Initiativen im Energiebereich schaffen soll, geht von falschen Annahmen aus und schlägt deshalb auch nicht die richtigen Maßnahmen vor.

Ein beunruhigender Aspekt des IEA Berichts ist die Aufforderung das Ziel den Klimawandel auf 2°C zu begrenzen aufzugeben. Klimawissenschaftler haben jedoch dargelegt, dass diese Begrenzung absolut notwendig ist, um die schlimmsten Folgen des Klimawandels zu verhindern. Trotzdem behauptet die IEA es sei zu teuer dieses Ziel zu erreichen und man solle sich eher mit einer Klimaerwärmung um 3°C abfinden. Dies würde jedoch bedeutet, dass man auch massive Zerstörung in Kauf nimmt, die durch den Klimawandel verursacht wird. Beispielsweise würde eine Erwärmung um 3°C für hunderte von Millionen von Menschen  zu verstärktem Trinkwassermangel führen. Den Preis für die kurzfristigen ökonomischen Interessen der Energieindustrie dürfen nicht die Entwicklungsländer tragen, die bereits heute am meisten unter dem Klimawandel leiden."
 
Von der Grünen/EFA Fraktion in Auftrag gegebene Analyse der Energiestrategie (zum download)


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