Rebecca Harms

Mitglied des Europäischen Parlaments in der Grünen/EFA Fraktion 2004-2019

#atomkraft    27 | 03 | 2008
Pressemitteilung

Britisch-Französische Atompläne sind realitätsfremd

Anlässlich des Staatsbesuchs des Französischen Präsidenten Nicolas Sarkozy in Großbritannien hat der britische Premierminister Gordon Brown einen massiven Ausbau der britischen Atomkraft angekündigt. Dazu erklärt Rebecca Harms, atompolitische Sprecherin der Grünen im Europäischen Parlament:
 
"Gordon Brown und Nicolas Sarkozy machen große Ankündigung, doch die atomare Wirklichkeit sieht anders aus. Laut offiziellen Angaben muss das Vereinigte Königreich allein für die Entsorgung des jetzigen Atommülls mit Kosten von rund 100 Milliarden Euro rechnen. Der ursprüngliche Finanzierungsplan hat sich allerdings komplett in Luft aufgelöst, da die Einnahmequellen, vor allem die Wiederaufbereitungsanlage Thorp und die MOX-Anlage in Sellafield, schlicht nicht funktionieren. Und eine industrielle Infrastruktur zur Herstellung der Bauelemente neuer Atomkraftwerke, die Voraussetzung für einen ehrgeizigen Atomausbau ist, ist in Großbritannien überhaupt nicht vorhanden.
 
Auch bei den französischen "Atom-Partnern" sieht es kaum besser aus. Ihr Vorzeigeprojekt, der Europäische Druckwasser-Reaktor (3. Generation) im finnischen Olkiluoto, liegt nach nur zweieinhalb Jahren Bauzeit bereits über zwei Jahre hinter dem ursprünglichen Zeitplan zurück, und die Kosten sind bereits 50% höher als veranschlagt. Der finnische Projektleiter hatte Ende Februar 2008 erklärt, AREVA habe ihnen bisher erst die Hälfte der Pläne übermittelt. "Atomkraftwerke baut man nicht ohne Pläne - jedenfalls nicht in Finnland", sagte er dazu.
 
Die derzeitige Situation der internationalen Atomindustrie ist gekennzeichnet von Produktionsengpässen, langen Verzögerungen und gravierenden Kostenüberschreitungen. In all diesen Bereichen ist die Situation in Großbritannien sogar noch schlechter als in anderen Atom-Ländern. Die Pläne der britischen Regierung zeigen einen bemerkenswerten Mangel an Realitätssinn. Die Rufe aus der deutschen Energieindustrie nach einer Abkehr vom Atomausstieg kamen wie das Amen in der Kirche. Doch eine Allianz der Atommächte Frankreich und Großbritannien wird an der mehrheitlichen Ablehnung der Atomenergie in Deutschland nichts ändern.
 
Der Vorschlag, schwindende Gas- und Kohlevorkommen durch Atomkraft ersetzen zu wollen, ist ein Irrweg. Stattdessen sollte in Effizienz und Erneuerbare Energien investiert werden; das ist sicherer, effizienter und schafft mehr Arbeitsplätze."


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