Anläßlich der „Feuerlilientage“ in Govelin (Wendland) nutzte Rebecca Harms die Gelegenheit, die aktuellen Herausforderungen für Natur- und Artenschutz zu skizzieren.
Dank eines einmaligen Engagements der Bauernfamilie Bergmann, dank deren Feunden, niederländischen Lilienexperten und einer wachsenden politischen Unterstützung konnte der Hof in Govelin extensiv bewirtschaftet werden.
So entstand auf einer Fläche von mehreren Hektar das größte und bedeutendste Vorkommen der Feuerlilie in ganz Nord-West-Europa. „Es gibt kaum einen vergleichbaren Standort. Govelin ist Referenzstandort für die Feuerlilie," so Harms. Außerdem sei für die Artenvielfalt in Govelin das Vorkommen des Ortolans zu betonen. Die Lämmersalatgesllschaft auf den Flächen der Bergmanns sei auf den ersten Blick nicht für jeden so spektakulär, sei aber " für das Ziel der Artenvielfalt großartig!"
In ihrem Vortag in Govelin vor rund Hundert Interessierten schilderte Harms die Stagnation bei den Bemühungen um die Artenvielfalt. Selbst das erklärte Ziel der EU, den Artenbestand auf den Stand von 1975 zurück zu bringen, sei bisher leider nicht in Reichweite. Bis heute komme die EU lediglich auf 70 % der Arten, die 1975 noch vorhanden waren.
Eine aktuelle Studie, die im Auftrag der Europäischen Kommissin erstellt wurde, müsse aufrütteln. Harms: " Die Arten auf der Roten Liste stehen sind viel mehr unter Druck, als wir es bisher annahmen." Einflüsse und Veränderungen der Umwelt, Landbewirtschaftung, Monokulturen, Pestizide und Düngemittel aber auch andauernde Versiegelung der Böden und Klimawandel wirkten langfristiger als bisher gedacht. Die Folgen menschlichen Handelns und Wirtschaftens treten mit langer Verzögerung auf und diese Langfristigkeit der Verzögerung der Folgen werde bisher unterschätzt.
Das Kleinod „Feuerlilienpfad“ in Govelin zeige, wie dringend notwendig eine Agrarreform wäre, die die Ökologisierung in den Vordergrund stellt. Der Zielkonflikt zwischen Landwirtschaft und Naturschutz müsse angegangen werden. Auch wenn EU-Kommissar Ciolos mit seinen guten Vorschlägen für eine Agrarreform weitgehend gescheitert sei, dürfe das nicht aufgegeben werden. Die EU müsse Verantwortung für nachhaltigen Naturschutz und Biodivesität übernehmen.
Dank Familie Bergmann gäbe es in Govelin die „Lämmersalat“-Gesellschaft. Entlang eines 4,4 km langen Pfades finde man immer mehr Feuerlilien. Heidelerche und Ortolan fühlten sich wohl. Und in den Gärten des Dorfes quake auch der Laubfrosch gern auf seine unnachahmliche Art. Und selbst wenn Govelin so nicht überall sein könne, so könne doch über Artenvielfalt in diesem einmalig schönen Dorf und den .... von der einmaligen Bauernfamilie viel gelernt werden.
Foto: Beim Feuerlilientag in Govelin konnten (von links) Hofbesitzer Harry Bergmann, Rebecca Harms, "Feuerlilienpapst" Fred Bos und Axel Jahn, Geschäftsführer der Loki-Schmidt-Stiftung unter anderem eine über 40-blütige Feuerlilie bewundern.