ITER-Rat
Nach der Sitzung des ITER-Rates und dem Durchwinken der gestiegenen Kosten erklärt Rebecca Harms, Fraktionsvorsitzende der Grünen/EFA im Europäischen Parlament:
„Die Pressemitteilung des internationalen ITER-Rates wirkt, als hätten die Mitglieder des Rates von den Problemen des Projektes nie etwas gehört: Mit keinem Wort gehen die Verantwortlichen auf die Kostenexplosion für den Bau des Forschungsreaktors ein ‚Augen zu und durch’ scheint das Motto der verschworenen Fusionsgemeinschaft zu sein.
Seit Jahrzehnten ist die zuverlässige Konstante der Fusionsforschung die regelmäßige und extrem lange Verzögerung. Die Erklärung des Iter-Rates, man könne möglicherweise den Deutrium-Tritium-Einsatz statt im März 2027 schon einige Monate früher starten, belegt einmal mehr, dass die Verantwortlichen sich weiter in die Welt des Surrealen verabschieden.
Nachdem bereits die EU die Chance verspielt hat, das ITER-Projekt angesichts der veränderten Kostenlage neu zu prüfen, haben nun auch die internationalen Partner das Milliardenprojekt unkritisch durchgewunken. Viele Milliarden hätten eingespart werden können, doch stattdessen will die EU ihr Budget durchforsten, um die fast 300prozentige Kostensteigerung aufzufangen. Insgesamt wird die EU fast 6 Milliarden mehr zahlen als geplant, 1,4 Milliarden Euro müssen in den Jahren 2012 und 2013 fließen. Offensichtlich sollen sinnvolle Projekte geopfert werden, um ein reines Prestigeprojekt der Großforschungszentren voranzutreiben. Dessen Erfolg für die Energiestrategien der Zukunft bleibt wie seit 60 Jahren ungewiss. Gewiss sind nur weitere Kostensteigerungen.
Für die Grünen werde ich dem Parlament vorschlagen, diesen Unsinn im Haushalt zu stoppen. Da in Frankreich noch keine Baumaßnahmen im eigentlichen Sinne stattgefunden haben, ist jetzt der beste und womöglich letzte Moment, den Unsinn zu stoppen. In der EU sind dringendere Forschungs- und Entwicklungsprojekte zu verwirklichen, die in naher Zukunft dazu beitragen werden, die Energieversorgung klimafreundlich, sicher und nachhaltig zu gewährleisten. Wir wollen eine Priorität für Regenerative Energien und Energieeffizienz. Eine verschwenderische Ausgabe wie die für ITER ist erst recht in Zeiten knapper Kassen nicht zu verantworten.“