Rede von MdEP Rebecca Harms am 10. April 2008 im Europäischen Parlament in Brüssel:
Rebecca Harms, im Namen der Verts/ALE-Fraktion – Herr Präsident! Wie der Vorredner gezeigt hat, ist es im Europäischen Parlament noch längst nicht so weit, dass wir uns in der Auseinandersetzung um die globale Erwärmung einig sind. Ich glaube auch nicht, dass es uns in absehbarer Zeit gelingen wird, die beiden Lager, also diejenigen, die glauben, dass die globale Erwärmung ein großes Problem ist, und diejenigen, die immer wieder grundsätzliche Zweifel anmelden, dass es das Problem überhaupt in dieser Form gibt, zu versöhnen.
Aber ich bin davon überzeugt, dass es ein Argument gibt, das auch Ihnen gegenüber stichhaltig sein müsste. Die große Herausforderung des Klimawandels und die große Herausforderung der Sicherstellung einer guten, dauerhaften und erschwinglichen Energieversorgung in Europa und in anderen Teilen der Welt lassen sich ja mit denselben Instrumenten in den Griff bekommen. Deswegen glaube ich, dass alles, was bisher in Europa als Antwort auf den Klimawandel diskutiert wird, selbst für die Skeptiker auf jeden Fall Sinn haben müsste: Begrenzte Ressourcen oder die schwere Verfügbarkeit von Energieressourcen, die oft in Krisenregionen der Welt lagern, da hat man mit den Ideen um erneuerbare Energien, um Energieeffizienz oder um Energieeinsparung gute Instrumente, in beiden Bereichen weiterzukommen. Vielleicht gibt es ja da die Möglichkeit der Verständigung.
Zu der großen Diskussion um Anpassung an den Klimawandel, die wir im Ausschuss geführt haben, ist festzustellen, dass es da eine weitgehende Einigkeit gibt, und die macht dann auch so ein bisschen misstrauisch. Für mich ist das schon eine Frage: Warum einigen wir uns so einfach über die Instrumente zur Anpassung, und warum ist es gleichzeitig so schwierig, sich über die Instrumente zur tatsächlichen Bekämpfung der Erderwärmung zu einigen?
Es ist tatsächlich so, dass ich nicht wirklich überzeugt bin, dass die Anpassungsmaßnahmen uns in Europa sehr weit helfen werden. Ich glaube nämlich, dass die Anpassungsmaßnahmen zum Teil darüber hinwegtäuschen, dass falsche politische Strategien und falsche Entwicklungs- und Industriestrategien dazu führen, dass wir nach wie vor die Probleme, die wir wegen der Erderwärmung haben, verschärfen.
Also eine völlig falsch geleitete Siedlungspolitik, eine falsche Landwirtschaftspolitik, eine falsche Bewirtschaftung von Wasserressourcen, schlechter Schutz von Biosystemen. Das alles verschärft ja, während wir hier um Anpassung streiten, unsere Probleme. Ich glaube, dass diese Anpassungsmaßnahmen in Relation zu den Instrumenten, die wir uns zur Bekämpfung des Klimawandels geben, immer auch ein Stück weit hinterfragt werden müssen.
Eine Sache möchte ich in meiner Rede noch betonen, und zwar die Änderungsanträge, die wir zum heutigen Bericht von Herrn Sacconi eingereicht haben. Wir haben uns in unseren Änderungsanträgen sehr stark mit dem Schutz des Bodens beschäftigt. Ich wünsche mir dafür Unterstützung, weil ich glaube, dass da ein grundsätzliches Problem auf europäischer Ebene noch nicht ausreichend bearbeitet ist.