Die überraschenden Ergebnisse des Milchberichts vom Kartellamt kommentieren Rebecca Harms, Vorsitzende der Grünen/EFA-Fraktion und Martin Häusling, Abgeordneter der Grünen im EU-Agrarausschuss:
"Wie im Handbuch zur Betriebwirtschaft analysiert das Bundeskartellamt die Machtverhältnisse im Milchsektor: Die Milchbauern befinden sich strukturell im Nachteil und können gegenüber den Molkereien keine kostendeckende Preise durchsetzen. Je stärker einzelne Molkereien regionale Märkte bestimmen, desto schwieriger wird es für Milchbauern angemessene Milchpreise zu erzielen. Harsch kritisiert wird die Rolle der Genossenschaftsmolkereien. Obwohl sie den deutschen Markt dominieren, nutzen sie ihre Markmacht nicht dafür, faire Preise für die Milcherzeuger sicherzustellen. Das Risiko des schlechten Wirtschaftens tragen allein ihre Mitglieder - die Milchbauern.
Die Empfehlungen des Bundeslandwirtschaftministeriums und des Bauernverbands auf immer größere Molkereien zu setzen, treibt die Milchpreise nur immer weiter in den Keller und schwächt die Position der Milchbauern zusätzlich. Regionale Erzeugung und Verarbeitung von Milch dagegen sorgt für faire Preise, ist klimafreundlich und transparent für Verbraucher.
Während das Kartellamt Milcherzeugergemeinschaften den Rücken stärkt, erteilt es der Forderung der Milchbauern nach einem fairen Mindestmilchpreis eine Absage. Erneut werden die Exportinteressen der Milchindustrie über faire Milchpreise gestellt. Dabei ist die Analyse zur Preisbildung eindeutig: Entscheidend ist für das Kartellamt, dass mehrere Molkereien in einer Region bestehen, damit Milchbauern alternative Abnehmer wählen können - und die Menge der erzeugten Milch.
Die Europäischen Grünen setzen sich für eine stärkere Verhandlungsposition der Milchbauern gegenüber Molkereien und Handel ein. Die Studie ist ein erneuter Beweis dafür, dass die Liberalisierung immer mehr Milchbauern in den Ruin treibt."