“It is possible, and we can do it.” Die freundliche, aber bestimmte Art der Nachfolgerin von Yvo de Boer ist schon beeindruckend. Als Frau Figueres uns gestern gegenüber saß, musste ich an Hillary Clinton denken. Nicht nur wegen der Sprache, des Tonfalls, der Art der Scherze oder des Jackets: Keine Zweifel aufkommen zu lassen an den Erfolgsaussichten aber auch nicht so zu tun, als ob es leicht sei. Alles unter Kontrolle! Unsere Delegation war zufrieden. Zumindest mit ihrem Auftritt. Zur Zeit geht es mehr denn je darum, eine gute Figur für die Sache zu machen. Wo wir damit hinkommen werden, für welche Ziele das reichen wird, das steht noch in den Sternen des wunderbaren Himmels über Yucatan.
Ich muss sagen, dass ich heute den Rücktritt von Yvo de Boer besser verstehe. De Boer konnte den weiteren Verlauf der Klimaverhandlungen wohl doch voraussehen. Für ihn stand nichts in den Sternen. Er war vertraut mit dem großen Widerspruch zwischen den hohen Zielen der Klimapolitik und den kleinmütigen Positionen der Verhandlungsführer. Die Kluft zwischen den Reduktionszielen und den Verhandlungszielen wird immer größer. Die Zeit arbeitet gegen die Glaubwürdigkeit der Verhandlungen. Wir wissen seit langem, dass die Bekämpfung der Erderwärmung machbar ist. Nur machen wir nicht das, was wir können. Und wenn wir etwas tun, dann nicht mit dem Ehrgeiz, den unsere Ziele verlangen.
Es ist auch lehrreich hier in Cancun zu sein. Ich war bisher an wenigen Orten, an denen ich so sehr das Gegenteil von Nachhaltigkeit erfahren habe. Ich war allerdings auch noch nie all inclusive untergebracht. Unser Hotel ist fest in US-amerikanischen Händen. Und hier wird von morgens bis abends daran gearbeitet, die Idee davon, dass weniger mehr ist, zu widerlegen. Eat and drink as much as you can, das begeistert.
Außerhalb der Hotelanlagen bewacht das mexikanische Militär die Verhandlungen und die Teilnehmer. Wir sind in einer der Regionen Mexikos, in denen die Regierung noch Einfluss hat. Allerdings nicht genug um der örtlichen Polizei der Region die Verantwortung für die Sicherheit der UNO-Konferenz zu geben. Staatspolizei und Militär mit wirklich schweren Waffen bewachen unsere Wege zum Moon Palace. Sie fürchten Angriffe der Drogenmafia. Und so sehen die Delegierten aus aller Welt jeden Tag Bilder dieses größten Krieges der letzten Jahre, der nicht um Öl sondern um Drogen geführt wird. Ich würde Frau Figueres nicht widersprechen in dem, was sie zum bekannten Stand der Klimaverhandlungen gesagt hat. Aber eines stimmt an ihrer Rede zu uns Europäern nicht: Wir sind hier nicht im Paradies. Darüber können auch die schönsten Hotelpaläste nicht hinwegtäuschen. Wir sind an einem Ort, an dem die Herausforderungen für die UN Klimapolitik nicht in den Konferenzzentren, wohl aber in ihrer direkten Umgebung grell ausgeleuchtet werden.
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