Atommüll:
Harms: Auch schwarz-gelb muss Irrtümer und Irrwege zugeben
Angesichts des GAUs im ehemaligen Forschungsendlager Asse darf es nach Meinung der Fraktionsvorsitzenden der Grünen im Europäischen Parlament, Rebecca Harms, keine schlichtes "Weiter So!" in Gorleben geben. Statt das Moratorium in Gorleben zu beenden, solle die Regierung einem Untersuchungsausschuss zu Gorleben zustimmen, damit die 30 Jahre währende Geheimniskrämerei endlich ein Ende habe. Harms, die aus der Gorleben-Region stammt und heute Atommüllexpertin der Europäischen Grünen ist, erneuert die Forderung, den Salzstock Gorleben als Endlagerstandort aufzugeben.
"Es ist nachgewiesen, dass Gorleben nur durch politischen Druck und gegen den Rat von Experten einziger Standort für die mögliche Endlagerung von hochradioaktivem Müll wurde," begründet Harms. "Geologische Bedenken gegen die frühe einseitige Festlegung auf Gorleben wurden von der Regierung Kohl in den 80er Jahren vom Tisch gewischt."
Die Informationen über manipulierte Gutachten zum Salzstock Gorleben seien aber längst nicht der einzige Grund für einen echten Neubeginn der Endlagersuche einzutreten.
"Der unkontrollierte Zutritt von Wasser in das Atomendlager im Salzbergwerk Asse bei Wolfenbüttel ist im wahrsten Sinne des Wortes der GAU, also der größte anzunehmende Unfall, der in einem Endlager auftreten kann," erklärt Harms. Nach Abschluss des laufenden Untersuchungsausschusses zur Asse in Hannover, der die Dimensionen der Katastrophe von Sitzung zu Sitzung mühsam ans Licht hole, müssten einige Annahmen zur Endlagerung neu bewertet und abgewogen werden.
Für Harms steht fest: "Im Lichte der Erfahrungen in der Asse muss die Fähigkeit der Wissenschaft zur Prognose der Langzeitsicherheit hinterfragt werden. Die bisherige dogmatische Ablehnung der Rückholbarkeit muss überprüft werden. Und angesichts der eindeutigen Nachteile von Salz als Endlagergestein, die nicht nur in der Asse sondern parallel auch im Endlager Morsleben festzustellen sind, muss Salz als Endlagermedium grundsätzlich in Frage gestellt werden."
Harms hält die Ereignisse in der Asse für das Menetekel, das Grund genug sein sollte für einen Neuanfang. Auch eine schwarz-gelbe Regierung dürfe die schwerwiegenden Gründe für einen Neuanfang nicht ignorieren. Gerade diejenigen, die die Verantwortung für die Auswahl der Asse und für die politische Manipulation der Gorlebenentscheidung tragen, müssten jetzt die Irrtümer zugeben und die alten Irrwege verlassen.