"Zu viele und sehr ernst zu nehmenden Fragen zur Giftigkeit von Glyphosat sind nach wie vor unbeantwortet. "
Die EU-Mitgliedstaaten sind heute erneut in Brüssel zusammengekommen, um über den Vorschlag der Europäischen Kommission für eine fünfjährige Zulassungsverlängerung von Glyphosat abzustimmen. Die EU Kommission konnte sich jedoch bei diesem für alle landwirtschaftlich geprägten Regionen sehr wichtigen aber auch umstrittenen Thema wieder nicht durchsetzen. Die Grünen hatten die lange Frist ohnehin kritisiert. Angesichts des dokumentierten und erschreckenden Insektensterbens und der Erkenntnisse aus den "Monsanto Papers" dringen sie auf ein schnelleres Ende des weltweit meist verkauften Herbizids. Das europäische Parlament votierte für einen fairen Übergang in eine glyphosatfreie Landwirtschaft.
Rebecca Harms, umweltpolitische Sprecherin der Grünen/EFA, kommentiert die heutige Entscheidung des Ständigen Ausschusses für Pflanzen, Tiere, Lebensmittel und Futtermittel:
„Zu viele und sehr ernst zu nehmenden Fragen zur Giftigkeit von Glyphosat sind nach wie vor unbeantwortet. Dazu gehört die Frage, ob das meistverkaufte Pflanzenschutzmittel in der EU krebserregend ist oder nicht. Aber auch die hormonellen Wirkungen und die Folgen des Glyphosat-Einsatzes für die Artenvielfalt unserer Agrarlandschaft sind nicht eindeutig geklärt. Gutachter widersprechen sich.
Hinzu kommen große Bedenken, ob bei der Unbedenklichkeitsprüfung für Glyphosat die Zulassungsbehörden tatsächlich unabhängig waren. Die "Monsanto Papers", interne Dokumente, die im Zusammenhang mit den Sammelklagen in den USA ans Licht kommen, belegen den Versuch des Agrarkonzerns auf Wissenschaftler und Zulassungsbehörden Einfluss zu nehmen. Das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) hat in seinem Bewertungsbericht zu Glyphosat nachweislich ganze Textpassagen aus dem Zulassungsantrag des Herstellers Monsanto übernommen.
Die Europäische Kommission darf die Erkenntnisse aus den "Monsanto Papers" nicht ignorieren. Der Einfluss des Agrarkonzerns auf im Auftrag der EU erstellte Studien muss genauer überprüft werden. Solange dem Verfahren zur Risikobewertung von Glyphosat nicht zu trauen ist, muss das Vorsorgeprinzip greifen und Glyphosat so schnell wie möglich vom Markt genommen werden. Das Europaparlament hat deswegen im Oktober detaillierte Vorschläge vorgelegt, wie ein fairer und machbarer Übergang zu einer glyphosatfreien Landwirtschaft gestaltet werden kann.“