Dass Wölfe und Wildtiere in direkter Nachbarschaft friedlich nebeneinander leben können, will ein neues Projekt in Gartow zeigen: an Gartows Wildgatter wird ein Wolfs-Infopfad eingerichtet.
Seit 300 Jahren gibt es in Gartow ein Wildgatter. Wildschweine
tummeln sich dort ebenso wie Rot- und Damwild. Auch in heutigen Zeiten
ist diese Fläche mitten im Gartower Wald ein beliebtes Ziel für
Familien, Schulklassen und andere Interessierte, die die Wildtiere in
ihrem Lebensraum beobachten wollen.
Doch rings um das Gatter leben auch Wölfe. Bereits vor zehn Jahren hat sich dort eine Wolfsfamilie angesiedelt - auch dieses Jahr ist wieder mit Nachwuchs zu rechnen. Trotz der Nähe zu den
Wölfen hat es bisher noch keine Übergriffe ins Gatter gegeben.
Zum Projekt "Wolfs-Infopfad" gehört es dennoch, ringsherum einen
wolfssicheren Zaun aufzubauen. "Dabei werden wir verschiedene Zauntypen
einbauen, die den niedersächsischen Mindestanforderungen an förderfähige
Zäune entsprechen," erläuterte Wolfsberater Peter Burkhardt beim Besuch der Staatssekretärin im Niedersächsischen Umweltministerium, Almut Kottwitz. Sie informierte sich am Donnerstag über den Stand der Bauarbeiten. Immerhin fördert das Umweltministerium den Lehrpfad mit rund 150 000 Euro.
Der "Wolfs-Infopfad" will neben Wolfsinteressierten auch Tierhalter, Jäger und Förster ansprechen, die
sich über optimalen Wolfsschutz informieren wollen. Burkhardt kann
jetzt schon vielfältiges Interesse verbuchen: neben der Anmeldung von
einigen Schulklassen hat sich auch eine Delegation aus Dänemark
angekündigt: 18 Ranger und Förster wollen sich demnächst über das
Wolfsschutz-Konzept sowie über den Wolfslehrpfad informieren.
Vorurteile abbauen und Naturerlebnis ermöglichen
Der Schutz vor Wölfen ist aber nur ein Teilaspekt des
Gesamtprojektes. In erster Linie geht es darum, über die Geschichte der
Wölfe in Gartow zu informieren sowie Interessierten die Lebensweise der
wilden Rückkehrer nahe zu bringen. "Wenn die Menschen mehr über die
Lebensweise von Wölfen wissen, werden viele Vorurteile abgebaut," ist
Burkhardt überzeugt. Er selber lebt mitten im Gartower Wald, ist seit
Jahren als Wolfsberater auf den Spuren der Wölfe unterwegs - und hat
bisher noch kaum einen Wolf leibhaftig gesehen. "Ebenso geht es dem
Förster, der Tag für Tag tief in den Wäldern unterwegs ist." Außerdem,
so Burkhardt weiter, soll am Beispiel des Gartower Infopfades gezeigt
werden, dass Wildtiere und Wölfe durchaus in friedvollem Nebeneinander
leben können - wenn die Rahmenbedingungen stimmen. Wie zum Beispiel wolfssichere Zäune.
Zwei Schutzhütten sollen Besuchern die Möglichkeit geben, auch bei
schlechtem Wetter länger am Wildgatter verweilen zu können und
Infotafeln über die Wolfsbiologie geben tiefere Informationen. Der
teuerste Bestandteil des Projektes (120 000 Euro) ist es, die
vorhandenen Wege so zu befestigen, dass auch Rollstuhlfahrer und andere
Menschen mit Einschränkungen den Rundweg problemlos nutzen können.
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Breite Unterstützung bei Land und Gemeinde
Umwelt-Staatssekretärin Almut Kottwitz hatte nur lobende Worte für
das Projekt. Als für Wolfsfragen Zuständige im Umweltministerium weiß
sie aus leidvoller Erfahrung, wieviele Ängste und Vorurteile kursieren,
wenn es um den Wolf geht. Nicht umsonst hat das Ministerium mit dem
Wolfsbüro eine Institution geschaffen, die sich u.a. intensiv um
Öffentlichkeitsarbeit bemüht.
Erst kürzlich wurden außerdem die Fördermöglichkeiten für
Weidetierhalter erweitert - nun können auch Hobbytierhalter Gelder für
den Aufbau von Wolfszäunen beantragen. Außerdem wurdend Fördergelder pro
Tierhalter von 15 000 Euro auf 30 000 Euro erhöht.
Das Ministerium fördert den Wolfslehrpfad mit rund 160 000 Euro. Dazu
kommen noch Gelder der Bingo-Umweltstiftung in Höhe von 21 500 Euro
sowie Spenden von lokalen Unternehmern wie dem Jagdpächter Carsten
Behring. Die Gemeinde Gartow bringt 37 250 Euro in das Projekt ein.
Nicht zu berechnen ist außerdem die Bereitschaft der Familie
Bernstorff, die Fläche für das Wildgatter aus der forstlichen Nutzung zu
lassen. Der Forstbetrieb hat nicht nur 20 000 Euro zur Gesamtsumme
hinzu gegeben, er sorgt auch seit langem dafür, dass die Wege benutzbar
bleiben und störender Aufwuchs aus dem Gatter entfernt wird. Trotzdem
bleibt der Besuch des Wildgatters weiterhin kostenlos. "Ohne die
Unterstützung der Gräflichen Forstbetriebe gäbe es das Wildgatter längst
nicht mehr," so Burkhardt.
Foto / Angelika Blank: Niedersachsens Umweltstaatssekretärin Almut Kottwitz (li.) besuchte am Donnerstag in Gartow den im Bau befindlichen Wolfs-Infopfad.