Rebecca Harms

Mitglied des Europäischen Parlaments in der Grünen/EFA Fraktion 2004-2019

#wendland    23 | 07 | 2017

Unterstützung für Peter Steudtner - in der Türkei inhaftierter Friedensaktivist

Sein "Verbrechen": Er hat als Trainer ein Menschenrechtsseminar in Istanbul durchgeführt. Dafür wurde der Menschenrechtler Peter Steudtner in der Türkei vor einigen Wochen festgenommen. Der Vorwurf: Unterstützung einer bewaffneten Terrororganisation. 

Im Wendland ist Peter Steudtner gut bekannt: Er leitete vor einigen Jahren (kommissarisch) die Bildungs- und Begegnungsstätte für gewaltfreie Aktion e.V. Kurve Wustrow. Steudtner wurde zusammen mit seinem schwedischen Kollegen Ali Gharavi und acht weiteren bekannten türkischen Menschenrechtlern am 5. Juli während eines Workshops in der Türkei festgenommen, darunter die Direktorin von Amnesty International Türkei, Idil Eser. Für sechs von ihnen wurde nach 14 Tagen die Untersuchungshaft angeordnet, darunter Steudtner, Gharavi und Eser.

Präsident Erdogan bezeichnete Steudtner und seine Kollegen am Dienstag als "Agenten Deutschlands, die von Hotelzimmern aus das Land zerteilen".

Peter Steudtner war Referent eines für fünf Tage geplanten Seminars zum Thema Informationsmanagement sowie Umgang mit Stress und Trauma, unterstützt von der internationalen Entwicklungsorganisation HIVOS. Das Seminar endete am vierten Seminartag abrupt mit der Verhaftung aller Anwesenden. Nach einer zweiwöchigen Frist der Haft ohne Anklage hätten die Festgenommenen eigentlich freigelassen werden müssen. Stattdessen wurden Steudtner und Gharavi am 18. Juli in Untersuchungshaft überführt. "Die Unterdrückung von menschenrechtlichem Engagement durch die türkische Regierung erreicht damit einen neuen Höhepunkt", kritisieren nicht nur Mitarbeiter der Kurve in Wustrow.

"Vollkommen absurde" Vorwürfe

Der Türkei-Korrespondent des Spiegel, Maximillian Popp, bezeichnete den Terror-Vorwurf als "vollkommen absurd." Außerdem sei vollkommen unklar, wie lange die Haft andauern wird, die U-Haft in der Türkei kann bis zu fünf Jahre verhängt werden.

Familie, Freunde und Kollegen von Peter Steudtner, auch die Mitarbeiter der Kurve Wustrow fordern die sofortige und bedingungslose Freilassung von Steudtner und den Kollegen sowie die Einstellung der Verfahren gegen die gesamte Gruppe.

Für Rebecca Harms Grüne) ist die Inhaftierung der M enschenrechtsaktivisten eine weitere Eskalation, die sich gegen die tuerkische Zivilgesellschaft und gegen ihre Unterstützer von ausserhalb der Türkei richtet. "Es ist richtig, dass die Bundesregierung sich für die sofortige Freilassung einsetzt," so Harms. "Bei meinem Gespräch mit dem deutschen Generalkonsul in Istanbul ist deutlich geworden, dass sich deutsche Diplomaten dort sehr um Peter Steudtner bemühen." Allerdings, so betont Harms, sei es völlig offen, ob und wie es gelingen kann, die Freilassung zu erreichen. "Ich werde mich um die Ermöglichung von Besuchen durch Verwandte im Gefängnis einsetzen. Und ich werde so gut es geht, die Familien und Freunde der eingesperrten Menschenrechtler dabei unterstützen, die Leute wieder aus dem Gefängnis zu holen."  

Der 45‐jährige Peter Steudtner widmet sich seit Jahrzehnten beruflich und privat der Friedensarbeit. Dazu gehört die Beratung und Fortbildung von Fachkräften und Organisationen im Bereich ziviler gewaltfreier Konflikttransformation, u.a. im Rahmen des Programmes “Ziviler Friedensdienst”, in Ländern wie Nepal, Kenia, Mosambik und Palästina/Israel.

Der Friedensaktivist lebt mit seiner Partnerin und zwei Kindern in Berlin. Seine Partnerin Magdalena Freudenschuss sagt: “Nicht zu wissen, wann Peter entlassen wird, macht uns Angst, aber auch wütend. Peter fehlt, uns im Alltag und vielen mit seiner Arbeit für eine gerechtere, friedlichere Welt.“  



in 29462 Wustrow (Wendland), Deutschland

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