Rebecca Harms

Mitglied des Europäischen Parlaments in der Grünen/EFA Fraktion 2004-2019

#atom    13 | 11 | 2008
Pressemitteilung

Offene Fragen zu den Strahlenbelastungen beim Atomtransport nach Gorleben

Rebecca Harms veröffentlicht Expertenkommentar und fordert Aufklärung durch Minister Sander und Schünemann

 
Wegen der Beunruhigung, die durch die Messergebnisse für die Atommüllbehälter des Transportes von hochradioaktiven Abfällen aus der französischen Wiederaufarbeitungsanlage La Hague in das oberirdische Zwischenlager in Gorleben entstanden war, hat die Europaabgeordnete der Grünen, Rebecca Harms, eine kurze Begutachtung der veröffentlichten Werte in Auftrag gegeben. Die Fachkommentare des Diplomphysikers Wolfgang Neumann aus Hannover liegen seit heute vor. Aus diesen ergeben sich eine Reihe von Fragen, die Harms heute per Brief an die beiden verantwortlichen Ministerien in Hannover sowie an die Gewerkschaft der Polizei und die Deutsche Polizeigewerkschaft übermittelt hat.
 

Entsprechend der Kommentare von Wolfgang Neumann gäbe es keinen Hinweis auf die Überschreitung der Grenzwerte für den Transport radioaktiver Abfälle. "Es ist aber zu kritisieren, dass in Dannenberg bei den Messungen lediglich drei von 11 Behältern ausgemessen wurden. Ausgerechnet der Behälter, der in Valogne die höchste Dosisleistung hatte, ist nicht dabei. Ich halte diese Art der selektiven Messungen für unverantwortlich, denn wir hatten es bei diesem Transport mit dem höchsten radioaktiven Inventar seit Beginn der HAW-Transporte nach Gorleben zu tun," erklärte Harms.


Die Abgeordnete verlangt auch Aufklärung über die Dosis, der die Polizeibeamten ausgesetzt waren, die am Transport Dienst gemacht haben. Denn für die Polizistinnen und Polizisten werde der für Personen aus der Bevölkerung geltende Grenzwert für Ableitungen aus kerntechnischen Anlagen bereits nach etwas mehr als einer Stunde erreicht. Und der Gesamtgrenzwert der Strahlenschutzverordnung werde nach vier Stunden ausgeschöpft.

Harms fordert deshalb auch die Veröffentlichung der Messwerte der Dosimeter, die die Polizeibeamten während des Transportes tragen müssen.


Über die Bewertung der biologischen Wirksamkeit von Neutronenstrahlung gibt es seit den Veröffentlichungen von Prof. Kuni in den Jahren 1995 und 1997 (1) eine wissenschaftliche Auseinandersetzung. Auch das Niedersächsische Umweltministerium habe diese Kontroverse in der Vergangenheit intensiv bearbeitet (2). Harms: "Legt man die Auffassung von Kuni zu Grunde, dann könnte die Strahlenbelastung für die Polizei am Transport und sogar für die Beschäftigten am Verladekran und im Zwischenlager deutlich über den Grenzwerten liegen."


Anlagen:
Analyse der Strahlungswerte von Dipl.Phys. Wolfgang Neumann (korrigierte Fassung)
Brief an die Minister Sander und Schünemann


Anmerkungen:
(1) siehe z.B. Zusammenfassung in Berichte des Otto-Hug-Strahleninstituts - MHM Bericht Nr. 19-20 1998
(2) siehe z.B. Expertengespräch im Niedersächsischen Umweltministerium zur Biologischen Wirksamkeit von Neutronenstrahlung am 19.09.1995


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