Rebecca Harms

Mitglied des Europäischen Parlaments in der Grünen/EFA Fraktion 2004-2019

#atomkraft    20 | 09 | 2006

Besuch der AKW-Baustelle Olkiluoto

Probleme bestätigt - hohe Rückstellungen
Unsere Gesprächspartner von TVO, dem finnischen Unternehmen, das schon die Reaktorblöcke I und II und Olkiluoto betreibt, bestätigte die Probleme am Bau. Nach einem Jahr Bauzeit ist Areva bereits ein ganzes Jahr in Verzug. Areva musste - weil Olkiluoto zu einem Festpreis gebaut wird - letzte Woche einen dreistelligen Millionenbetrag zurückstellen. Aber nicht nur finanziell, sondern auch sicherheitstechnisch ist die knappe Planungs- und Genehmigungszeit und der Zeitdruck auf dem Bau problematisch.

Im finnischen Olkiluoto baut der Atomkonzern Framatome-Siemens das erste Atomkraftwerk in Westeuropa seit der Tschernobyl-Katastrophe vor 20 Jahren.
Für die Atomlobby in Europa ist der Reaktor in Olkiluoto damit das Vorzeigeprojekt.
 
Ein Jahr im Verzug
Die Grundsteinlegung war im September 2005, Fertigstellung sollte im September 2009 sein. Aber nach einem Jahr Bauzeit ist das Projekt ein Jahr im Verzug. Einweihungstermin soll jetzt im September 2010 sein.
Framatome-Siemens hat mit der Finnischen Regierung einen Festpreis von 3 Milliarden Euro vereinbart.
 
Ursachen für die Verzögerung
Der Bericht der finnischen Reaktorsicherheitsbehörde zählt eine Vielzahl von Problemen auf:
 
- Bei den Ausschreibungen wurden bevorzugt die Bieter mit dem billigsten Angebot ausgewählt. Auf der Baustelle werden ungefähr 20 Sprachen gesprochen. Baustellensprache ist zwar Englisch, aber viele Beschäftigte beherrschen die englische Sprache nicht gut genug.
 
- Viele der ausgewählten Subunternehmer haben keine Erfahrung im Bau von Atomkraftwerken.
 
- Die Bauplanung für den Reaktor wurde in nur einem Jahr durchgeführt. Von der Antragsstellung bis zum Baugenehmigung.
 
- Die schnelle Planung, die unerfahrenen Subunternehmer und die Verständigungsschwierigkeiten führen zu qualitativen Mängeln in der Bauausführung.
 
- Ein Fehler, der bisher größte, ist ein verändertes Mischungsverhältnis des Betons für den Druckbehälter. Dieser erfüllt nicht mehr alle Sicherheitsansprüche. Wie weiter verfahren wird ist noch unklar.
 
Renaissance der Atomkraft?
Wenn dies die angekündigte Renaissance der Atomkraft ist, stellt sich die Frage, ob Framatome-Siemens nicht heimlich, still und leise in das Anti-AKW-Lager gewechselt sind. Die Ankündigung in den nächsten Jahren Dutzende von AKWs zu bauen, erscheint vor diesem Hintergrund als gewaltige Drohung.

Bericht der finnischen Reaktorsicherheitsbehörde STUK


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